Tee ist eine stille Kunst. Er entfaltet sich nicht auf Knopfdruck, sondern im Zusammenspiel von Wasser, Temperatur und Zeit. Jede Sorte trägt eine eigene Handschrift, und wer sie lesen kann, erkennt die Tiefe, Klarheit oder Sanftmut, die sie prägt.

Doch worauf kommt es an? Welche Nuancen entstehen durch feine Unterschiede in der Zubereitung? Diese Grundlagen helfen dabei, Tee nicht nur zu trinken, sondern ihn bewusst zu erleben.

 

1 – Das Wasser

Tee ist mehr Wasser als Blatt. Deshalb entscheidet die Qualität des Wassers darüber, wie sich die Aromen entfalten.

Weiches, mineralarmes Wasser – Ideal für Grüntees, weiße Tees und feine Oolongs, da es ihre Nuancen bewahrt.

Mittlerer Mineralgehalt – Unterstützt die Struktur kräftiger Oolongs, Schwarztees und gereifter Pu-Erhs.

Gefiltertes Wasser oder Quellwasser – Vermeidet unerwünschte Einflüsse wie Chlor oder Kalk.

Auch die Temperatur des Wassers ist entscheidend. Zu heiß löst Bitterstoffe, zu kühl entfaltet den Tee nicht vollständig.


2 – Die Temperatur

Jede Teesorte hat ihre optimale Temperatur:

Grüner Tee → 60–80 °C

Weißer Tee → 70–85 °C

Oolong Tee → 80–95 °C

Schwarztee → 90–100 °C

Pu-Erh Tee → 95–100 °C


Warum ist das wichtig?

Zu heiß → Aromen verbrennen, Bitterkeit dominiert.

Zu kalt → Der Tee bleibt flach, sein Potenzial unausgeschöpft.


Um die Temperatur zu steuern, hilft kurzes Abkühlen:

90 °C → 1 Minute warten

80 °C → 2–3 Minuten warten

70 °C → 4–5 Minuten warten

Ein Wasserkocher mit Temperatureinstellung macht es leichter.


3 – Die Ziehzeit

Die Ziehzeit bestimmt Struktur und Balance.

Orientierung für die wichtigsten Teesorten:

Grüner Tee: 1–3 Minuten

Weißer Tee: 2–5 Minuten

Oolong Tee: 1–4 Minuten

Schwarztee: 2–4 Minuten

Pu-Erh Tee: 30 Sek. – 3 Minuten

Viele hochwertige Tees entfalten sich über mehrere Aufgüsse. Besonders Oolong- und Pu-Erh-Tees verändern ihr Aroma mit jedem Aufguss. Hier empfiehlt sich ein kurzer erster Aufguss, danach eine schrittweise Verlängerung der Ziehzeit.

 

4 – Die richtige Menge

Die Menge des Tees beeinflusst, wie intensiv der Aufguss wird.

2g Tee pro 200 ml Wasser (ca. 1 TL)

Kräftige Tees (Pu-Erh, Schwarztee): bis zu 3 g pro 200 ml

Da Volumen und Gewicht je nach Blattform stark variieren, hier kann eine Waage hilfreich sein.


5 – Die Zubereitungsmethoden

Das Gefäß bestimmt, wie der Tee sich entfaltet:

Gaiwan (chinesische Teeschale mit Deckel) → Ideal für Oolong & Pu-Erh, viele kurze Aufgüsse.

Kyusu (japanische Seitengriffkanne) → Perfekt für fein strukturierte japanische Grüntees.

Glaskanne → Besonders schön für Tees mit optischer Entfaltung (z. B. Silver Pearl, Tai Ping Hou Kui).

Westliche Teekanne → Gut für Schwarztees & blumige Oolongs mit längerer Ziehzeit.


Fazit – Der Tee entscheidet, nicht wir

Tee folgt keiner starren Regel, sondern einem Gleichgewicht aus Blatt, Wasser und Zeit. Die Zubereitung ist keine Routine, sondern ein Handwerk, das mit Erfahrung wächst. Wer sich darauf einlässt, entdeckt mit jedem Aufguss neue Facetten.

 

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